Optionen handeln – Grundlagen, Erklärung und Beispiele [Ratgeber]

Optionen werden insbesondere in den USA in großem Umfang gehandelt, während sie in Deutschland noch ein Schattendasein fristen. Viele Anleger halten den Optionshandel für ein hochspekulatives Finanzinstrument und meiden ihn. Dabei sind Optionen bei richtiger Anwendung weniger risikoreich als der Aktienhandel selbst und sind für ein Aktiendepot ein wahrer Renditeturbo. Mit den richtigen Optionsstrategien nutzt Du sie zur Bildung von regelmäßigem Einkommen, mittels sogenannter Cashflow-Strategien. Hier erfährst Du das wichtigste, um Optionen handeln zu können.

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Inhaltsverzeichnis

Optionen handeln lernen

Der Optionshandel ist sowohl für den aktiven und kurzfristigen Handel als auch für den mittel- bis langfristigen Vermögensaufbau interessant. Das Ziel ist es, ein zusätzliches und regelmäßiges Einkommen zu generieren und sich gegen Bärenmärkte abzusichern. Es handelt sich um einen der vielfältigsten Handelsstile an der Börse.

Mit diesem Ratgeber und der Artikelserie über die Grundlagen des Optionshandels auf den folgenden Seiten möchten wir dir helfen, den Handel mit Optionen zu erlernen. 

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Was sind Optionen?

Optionen sind Finanzderivate, die sich von einem Basiswert ableiten (lat. derivare = ableiten). Sie geben dem Käufer das Recht, einen Basiswert zu einem vereinbarten Preis und Termin zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Für dieses Recht bezahlt der Käufer einer Option dem Verkäufer (Stillhalter) die Optionsprämie. Der Käufer der Option hat ein Wahlrecht und kann frei entscheiden, ob er sie ausübt. Der Verkäufer hingegen wartet geduldig ab, er “hält still” und muss liefern, wenn der Käufer ausübt.

Optionshandel gibt es schon seit Jahrhunderten, aber erst in den 1970er Jahren gewannen Optionen bei Privatanlegern an Beliebtheit. 1973 wurde die Chicago Board Options Exchange gegründet und der Optionshandel begann zu florieren. Gleichzeitig entwickelten BLACK, SCHOLES und MERTON neue Formeln zur Bewertung des Optionspreises. Die Erkenntnisse führten zu einer Formel für Optionspreise, die bis heute gültig ist.

Warum werden Optionen gehandelt?

Optionen werden aus verschiedenen Gründen gehandelt. Einerseits sichern Anleger Wertpapierpositionen ab, andererseits erzielen sie zusätzlichen Cashflow für ein Nebeneinkommen mit passivem Charakter. Der Optionshandel gilt unter Händlern als entspannter Handelsstil, der wenig Zeitinvestition erfordert und ein gutes Einkommen generiert.

Optionen handeln? Die häufigsten Gründe dafür: Die Spekulation auf den Preis eines Basiswerts, die Absicherung gegen das Risiko ungünstiger Kursbewegungen eines Vermögenswerts und die Erzielung von Erträgen. 

Vorteile von Optionen

Die Vorteile des Optionshandels sind zahlreich. Der Optionshandel kann sowohl für Anfänger als auch für Experten profitabel sein. Für Anfänger bietet es eine großartige Gelegenheit, zu lernen, wie der Markt funktioniert, ohne zu viel Geld zu riskieren. Als Experte bietet es die Chance, mit wenig Aufwand zusätzliche Erträge aus deinem Depotbestand zu generieren. Optionen sind das einzige Instrument, das alle aufgelisteten Vorteile in sich vereint:

Optionen sind klar und transparent

Bei CFDs, Zertifikaten, K.o.- Scheinen und Optionsscheinen sind die Regelungen lang und kompliziert und umfassen bis zu 150 DIN A4-Seiten. Um wirklich zu wissen, auf was Du dich einlässt, solltest Du das auch wirklich lesen. Noch schlimmer ist es, dass für jeden Kontrakt wieder andere Ausstattungen möglich sind.

Bei Optionen dagegen sind die Regeln und Bedingungen klar, transparent und einfach. Optionen sind immer gleich ausgestattet, einmal das Prinzip und das Regelwerk verstanden, verändert sich das nicht. Auch die Preisbildung von Optionen ist transparent und erfolgt am geregelten Markt durch Angebot und Nachfrage.

Kein Emittentenrisiko

Anders als beispielsweise Optionsscheine werden Optionen von keinem Emittenten ausgegeben. Dadurch entfällt das Risiko einer Emittenteninsolvenz. Der Preis einer Option wird nicht von einem Emittenten festgelegt. Er entsteht durch die Entwicklung des Basiswertes und auf Basis von Angebot und Nachfrage am Markt.

Bei Optionsscheinen und Zertifikaten dagegen bist Du dem Risiko ausgesetzt, dass der Emittent in die Insolvenz geht und die Investition ihren Wert verliert. 

Geringer Kapitalbedarf - Einsatz mit begrenztem Kapitaleinsatz möglich

Mit Optionen kaufst Du Aktien oder den zugrunde liegenden Basiswert nicht direkt und benötigst damit auch nicht das komplette Kapital. Spekulierst Du beispielsweise auf steigende Kurse der Facebook-Aktie (heißt inzwischen Meta), genügt es, eine Call-Option zu kaufen:

Beim aktuellen Kurs von 206,25 USD (Stand 06.05.2022) müsstest Du 20.625 USD einsetzen, wenn Du die Aktie kaufst. Kaufst Du dagegen eine Option, zahlst Du nur einen Bruchteil davon, profitierst aber ebenso, wenn die Kursbewegung verläuft wie prognostiziert. Am Ende der Laufzeit der Option hast Du das Recht, die Facebook-Aktien zum Strike-Preis zu kaufen, musst aber nicht. Du kannst deine Option vor dem Verfallstag auch wieder verkaufen und vom gestiegenen Optionspreis profitieren.

Ebenso kannst Du auf steigende oder stagnierende Kurse setzen, indem Du Put-Optionen verkaufst. In diesem Fall trittst Du als Stillhalter auf und musst lediglich die Margin hinterlegen, erhältst dafür aber die Optionsprämie. (Achtung: dies beinhaltet auch Risiken).

Der Hebeleffekt: unbegrenzte Gewinnmöglichkeiten

Der Optionshandel ist ein Anlageinstrument mit großem Hebel. Vergleichbar ist dies mit der fremdfinanzierten Immobilie als Kapitalanlage zur Vermietung. Mit einem geringen Eigenkapitalanteil und einer hohen Fremdkapitalquote erreichst Du eine höhere Rendite des Eigenkapitals. Durch den geringeren Einsatz von Eigenkapital kannst Du mehr Trades eingehen. Der Leverage-Effekt tritt dann ein, wenn die Rendite höher ist als die Fremdkapitalzinsen. Ich rate zu einem vorab definierten Risiko- und Geldmanagement, um Verluste von vornherein zu begrenzen.

Cashflow und Gewinne auch bei fallenden Kursen im Bärenmarkt

Sowohl in Bullen- als auch in Bärenmärkten ist es möglich mit Optionen Geld zu verdienen. Long Call-Optionen ermöglichen es Dir, von steigenden Märkten zu profitieren. Long Put-Optionen ermöglichen dir, in Aktien zu investieren, wenn die Märkte fallen. Aktien und Fonds verlieren in dieser Zeit an Wert. Auch auf der Stillhalterseite profitierst Du von steigenden und stagnierenden Märkten (Short Put) oder von fallenden und stagnierenden Märkten (Short Call).

Absicherung des Depots oder einzelner Aktienpositionen - das Hedging

Wenn Du Aktien, Fonds und ETF im Depot hast, hast Du wahrscheinlich durch den jüngsten Kursverfall Geld verloren (April 2022). Durch den Kauf von Optionen kannst Du dein Portfolio vor weiteren Verlusten schützen. Bestehende Positionen können beispielsweise mit Long Put-Optionen abgesichert werden, da Du dir damit einen fixen Verkaufspreis sicherst. Weitere Varianten sind Beta– oder Delta-Hedging.

Keine versteckten Kosten

Optionen haben keine versteckten Kosten. Der Preis einer Option bildet sich in Abhängigkeit zum Kurs des Basiswerts, der Volatilität und der Laufzeit. Die Handelsgebühren sind bei den meisten Brokern* sehr gering und transparent ausgewiesen.

Handel auch direkt in den USA

Mit Optionen kannst Du direkt an den US-Börsen handeln. Auch Basiswerte, die für private Anleger in Europa nicht direkt handelbar sind, können mittels Optionen gekauft werden (beispielsweise US-ETFs).

Nachteile von Optionen

Nichts hat nur Vorteile, auch der Handel mit Optionen macht hier keine Ausnahme, die ich dir nicht verheimlichen möchte.

Verlustrisiko - insbesondere als Stillhalter

Das Risiko liegt nicht in der Option selbst, sondern in der Kursbewegung des Basiswerts. Bei Long Calls oder Long Puts ist das Verlustrisiko auf die gezahlte Optionsprämie begrenzt. Läuft der Kurs des Basiswerts gegen deine Prognose, ist die Prämie weg. Bei Short Calls oder Short Puts dagegen ist das Verlustrisiko theoretisch unbegrenzt, da ein Basiswert endlos steigen oder bis auf Null fallen kann. Verluste können durch ein geeignetes Risikomanagement begrenzt werden. 

Optionen handeln erfordert Marktkenntnis und die Beachtung von Terminen

Der Handel erfordert zu Beginn einen großen Zeitaufwand. Es bedarf einer guten Marktkenntnis und dem Verstehen der Funktionsweise von Optionen und den Einflüssen darauf. Du benötigst eine Watchlist mit Basiswerten, die Du handeln möchtest, musst Dividendentermine und die Termine von Quartalsergebnissen beachten. Zu solchen Terminen gibt es häufig starke Kursbewegungen. Ein solches Beispiel war die Facebook-Aktie im Januar 2022 – nach der Verkündung der Quartalsergebnisse fiel der Kurs über 30%.

Wie funktioniert der Optionshandel?

Eine Option ist ein Vertrag zwischen zwei Parteien. Käufer und Verkäufer treffen sich an einer regulierten Börse, an der der Optionspreis auf Basis von Angebot und Nachfrage ermittelt wird. Der Käufer erwirbt das Recht, aber nicht die Verpflichtung, einen Vermögenswert zu einem bestimmten Preis an oder vor einem bestimmten Datum zu kaufen oder zu verkaufen. Der Verkäufer dagegen geht eine Verpflichtung ein. Der Handel von Optionen ist nicht auf Aktien beschränkt. Sie können auch für Rohstoffe, Währungen, Anleihen und Indizes verwendet werden. 

Optionen handeln - aber wo werden Optionen gehandelt?

Optionen werden an regulierten Börsen, wie der Terminbörse EUREX in Europa oder der Chicago Board Options Exchange (CBOE) in den USA gehandelt. An der EUREX, wie auch an der CBOE werden Optionen auf Aktien, Indizes, Rohstoffe und Währungen gehandelt. Die Optionskontrakte sind an diese Börsen standardisiert, Käufer und Verkäufer treffen beim Handel nicht direkt aufeinander.

Um am Handel teilnehmen zu können, benötigst Du einen Broker, der dir den Zugang zu diesen Börsen ermöglicht. Ich selbst handle bei Banxbroker* – ein deutscher Reseller von Interactive Brokers.

Welche Optionsarten gibt es?

Optionen werden in zwei Kategorien eingeteilt: Call-Optionen und Put-Optionen.

Calls geben dem Inhaber das Recht, einen Basiswert zu einem bestimmten Preis, in einem bestimmten Zeitraum oder an einem bestimmten Datum zu kaufen. Puts geben dem Inhaber das Recht, einen zugrunde liegenden Vermögenswert zu einem bestimmten Preis, dem so genannten Ausübungspreis, in einem bestimmten Zeitraum oder an einem bestimmten Datum zu verkaufen.

Verdienstmöglichkeiten

Es gibt vielfältige Verdienstmöglichkeiten mit Optionen:

  • Der Kauf von Aktien mit Rabatten per Short Put durch Einnahme der Optionsprämie und dem günstigeren Preis (am Tag des Verkaufs der Option: Strike < Kurs).
  • Das “Vermieten” eigener Aktienpositionen durch Short Calls als Cashflow-Strategie. Eine Ausbuchung wird nicht angestrebt.
  • Der Verkauf  eigener Aktienpositionen per Short Call durch Einnahme der Optionsprämie und dem höheren Preis (am Tag des Verkaufs der Option: Strike > Kurs).
  • Stillhaltergeschäft ohne Einbuchung des Basiswerts als Cashflow-Strategie.
  • Spekulation auf steigende Kurse mit Long Calls.
  • Spekulation auf fallende Kurse mit Long Puts.

Risiken von Optionen

Beim Kauf von Optionen (Long Put oder Long Call) ist das Risiko auf die gezahlte Optionsprämie begrenzt. Damit ist das Risiko nicht nur stark begrenzt, sondern von vornherein bekannt.

Beim Verkauf von Optionen (Short Put oder Short Call) ist das Risiko unbegrenzt. Das Risiko liegt im zugrundeliegenden Basiswert und nicht in der Option selbst. Als Stillhalter erhältst Du die Optionsprämie, gehst aber das Risiko ein, dass der Kurs des Basiswerts gegen dich läuft. Mit einem Short Put spekulierst Du beispielsweise auf fallende oder seitwärtslaufende Kurse. Es besteht die Möglichkeit, dass der Kurs bis auf Null fällt. Der potentielle Verlust ist die Differenz zwischen dem gewählten Ausübungspreis und dem Kurs am Verfallstag multipliziert mit 100. 

Um dies zu vermeiden gilt es einige Dinge zu beachten und im Voraus festzulegen: 

  • Das Risk- and Moneymanagment
  • Quartalsberichte beachten – Wie sind die Aussichten?
  • Dividendentermine

Beispiele

Grau ist alle Theorie – daher gebe ich dir jeweils ein Beispiel zum Handel mit einer Put-Option und einer Call-Option. Möchtest Du tiefer in die Materie einsteigen, dann folge den Links.

Handel mit einer Put-Option

Du analysierst eine Aktie deiner Wahl und bewertest den fairen Wert mit 75 Euro bei einem aktuellen Kurs von 70 Euro – die Aktie ist unterbewertet. Statt sie direkt zu kaufen, bist Du bereit, bei einem Kurs von 67,50 Euro die Aktie zu kaufen. Daher verkaufst Du eine Put-Option (Short Put) mit dem Strike 67,50 Euro, einer Laufzeit von 30 Tagen und erhältst dafür eine Optionsprämie von 100 Euro. Zwei Szenarien sind möglich:

  • Der Kurs der Aktie befindet sich zum Verfallstag der Option unterhalb des Strikes von 67,50 Euro und die Option wird ausgeübt. Die Aktien landen in deinem Depot, auch wenn der Kurs auf beispielsweise 65 Euro fällt, musst Du als Stillhalter die Aktie für 67,50 Euro kaufen. 
  • Der Kurs der Aktie unterschreitet die 67,50 Euro nicht und die Option verfällt wertlos. Die Aktien landen nicht in deinem Depot, die Optionsprämie von 100 Euro darfst Du behalten. In diesem Fall kannst Du den Verkauf der Put-Option so lange wiederholen, bis Du die Aktie im Depot hast.

Handel mit einer Call-Option

Du hast bereits 100 Stück einer Aktie im Depot  – Kaufkurs 67,50 Euro und der aktuelle Kurs notiert bei 65 Euro. Du rechnest mit leicht steigenden Kursen und bist bereit, die Aktie zum Kurs von 72,50 Euro (mit Gewinn) zu verkaufen. Du verkaufst eine Call-Option (Short Call) mit einem Strike von 72,50 Euro und einer Laufzeit von 30 Tagen und erhältst eine Optionsprämie von 80 Euro. Folgende Szenarien sind möglich:

  • Der Kurs der Aktie befindet sich zum Verfallstag der Option oberhalb des Strikes von 72,50 Euro und die Option wird ausgeübt. Die Aktien werden zum Strike verkauft – auch wenn der Kurs beispielsweise auf 75 Euro gestiegen ist.
  • Der Kurs der Aktie bleibt unterhalb des Strikes und die Option verfällt wertlos. Die Aktien werden nicht verkauft, die Optionsprämie von 80 Euro darfst Du behalten. In diesem Szenario kannst Du den Verkauf der Call-Option so lange wiederholen, bis die Aktie verkauft wird.

Fazit

In diesem Artikel haben wir die Grundlagen des Optionshandels besprochen. In der Artikelserie findest Du weiterführende Inhalte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Optionshandel viele Chancen bietet, aber eine sorgfältige Vorbereitung erfordert. Du musst den Markt verstehen, Charts lesen und technische Indikatoren verwenden können, um den besten Zeitpunkt zum Kaufen oder Verkaufen zu finden. Optionen handeln ohne geeignetes Risikomanagement birgt die Gefahr hoher Verluste.

Bücher über den Optionshandel

Ein wenig Theorie schadet nie. Für einen umfassenden Einblick in die Welt der Optionen ist es sinnvoll, das ein oder andere Buch zum Thema zu lesen. Wenn diese über die nachfolgenden Links bezogen werden, wird auch meine Arbeit unterstützt.

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2 Gedanken zu „Optionen handeln – Grundlagen, Erklärung und Beispiele [Ratgeber]“

    • Hallo Lucas,
      danke für Deinen Kommentar! Ich handle eine regelbasierte 0-DTE-Einkommensstrategie auf den S&P 500 Index. Das hat mehrere Vorteile gegenüber der laufenden Suche nach geeigneten Basiswerten. So muss ich bspw. nicht auf Earnings oder Dividendentermine achten, habe kein Gap-Risiko, da ich am selben Tag den Trade wieder schließe etc.

      Liebe Grüße,
      Mathias

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