Optionen schließen, auch Glattstellen von Optionen genannt, gehört für Optionshändler zu den Grundlagen ihres Handelns. Beim Schließen einer Position, geht der Optionshändler eine Gegenposition ein, wodurch er die Position glattstellt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist das Glattstellen einer Option und wie funktioniert es?
Beim Glattstellen handelt es sich um das Schließen offener Optionspositionen. Sowohl Long- (gekaufte Optionen) als auch Short-Optionen (verkaufte Optionen aus dem Stillhaltergeschäft) können über das Eröffnen einer Gegenposition glattgestellt werden. Durch das Eingehen der Gegenposition heben sich beide Kontrakte gegenseitig auf.
- Long-Positionen schließt der Optionshändler, in dem er eine Short-Position mit dem gleichen Strike und der gleichen Laufzeit eingeht. Er verkauft die Position also.
- Short-Positionen schließt der Optionshändler, in dem er eine Long-Position mit dem gleichen Strike und der gleichen Laufzeit eingeht. Er kauft Position also zurück.
Option | Eröffnen der Position | Glattstellen der Position |
Short-Call | Verkauf von Call-Optionen | Rückkauf der offenen Call-Optionen |
Short-Put | Verkauf von Put-Optionen | Rückkauf der offenen Put-Optionen |
Long-Call | Kauf von Call-Optionen | Verkauf der offenen Call-Optionen |
Long-Put | Kauf von Put-Optionen | Verkauf der offenen Put-Optionen |
Es gibt verschiedene Gründe, einen Trade zu schließen. Dies liegt beispielsweise daran, dass es sich um eine besonders gut laufende Option handelt oder erhebliche Verluste drohen. Möglich ist auch, dass sich deine ursprüngliche Markteinschätzung verändert hat und Du die Option lieber schließen möchtest. Mit dem Glattstellen einer Option ist das Risiko einerseits eliminiert, andererseits aber auch keine weitere Gewinnchance mehr gegeben.
Gewinnmitnahme und Steigerung der Rendite
In Teil 2 der Artikelserie Optionen und Stillhalter hast Du gelernt, wie sich die Optionsprämie zusammensetzt. Hast Du nun eine Put-Option bei hoher Volatilität verkauft, profitierst Du stark von steigenden Kursen. Die Option liegt weiter aus dem Geld und die Volatilität fällt. Durch diesen Zeitwertverfall verringert sich die Optionsprämie erheblich und Du kannst sie zu einem günstigeren Preis zurückkaufen. Durch die schnellere Gewinnmitnahme reduzierst Du dein Risiko und hast das gebundene Kapital schneller wieder zur Verfügung. Ein wichtiger Faktor ist aber auch, dass Du damit deine Rendite steigern kannst.
Eine Beispielrechnung eines von mir tatsächlich durchgeführten Trades im Februar 2022:
Verlustbegrenzung
Ein weiterer Grund, eine Optionsposition zu schließen, ist eine negative Wertentwicklung (entgegen der eigenen Prognose). Das Risiko besteht darin, dass die Option ins Geld läuft. Das Risiko der Ausübung einer In-the-Money-Option ist größer als das Risiko einer Out-of-the-Money-Option. Um weitere Verluste und eine Ausübung zu vermeiden, kannst Du diese Position schließen. Das Verfahren ist genau das gleiche wie bei der Gewinnmitnahme. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Eröffnung der entgegengesetzten Position teurer oder weniger rentabel ist als die ursprüngliche Position. Somit realisierst Du einen Verlust. Sinnvollerweise wird ihm Rahmen eines sogenannten Risk- and Moneymanagement schon vorher festgelegt, wann der Ausstieg aus einem Trade erfolgt.
Optionen schließen in der Praxis
In der TraderWorkStation (TWS), eines der gängigsten Handelssysteme für den Optionshandel, ist das Glattstellen von Optionen sehr einfach gelöst. Mit einem Rechtsklick auf eine Position deines Portfolios wird das Kontextmenü geöffnet. In diesem Menü wählst Du “Schließen” aus und die TWS eröffnet automatisch die Gegenposition. Um diese auszuüben, wählst Du einen “Preis”, in der Regel der Mid-Kurs, aus und übermittelst die Order. Wird die Order nicht ausgeübt, liegt dies meist am gewählten Limit-Preis – den Du nachträglich anpassen kannst.
Dies kann per tagesgültiger Order (“DAY“) ausgeführt oder beim Aufsetzen eines Trades im Rahmen eines festgelegten Risikomanagements (“GTC = Good till canceled”).
Praxisbeispiel
[folgt]
Das automatische Schließen von Positionen
Im Optionshandel ist es sinnvoll im Rahmen eines vorher definierten Regelwerkes zu agieren. Als Händler kann das bedeuten, dass Du vorher festlegst, wann Du einen Gewinn mitnehmen und in welcher Höhe Du einen Verlust begrenzen möchtest. Ist das definiert, kannst Du direkt bei der Eröffnung einer Position eine Order zum automatischen Glattstellen einstellen.
[Graphik folgt]
Fazit
Im Beitrag haben wir die Gründe für das vorzeitige Schließen von Optionen erörtert: Gewinnmitnahme, Renditeerhöhung und Verlustbegrenzung. Jeder Anleger versucht stets, die Rendite zu steigern, das Risiko aber klar zu begrenzen. Durch das Glattstellen von Optionen erhältst Du exakt diese Möglichkeit: Den maximalen Drawdown deines Depots kannst Du vorab definieren.
Inhalt der Artikelserie
- 1. Teil: Der Optionshandel - Die Grundlagen
- 2. Teil: Was sind Optionen und Stillhalter?
- 3. Teil: Put-Optionen
- 4. Teil: Call-Optionen
- 5. Teil: Optionen schließen und Gewinne mitnehmen
- 6. Teil: Das Rollen von Optionen
- 7. Teil: Die Griechen im Optionshandel [folgt]
- 8. Teil: Routinen, Regelwerk und Risikomanagement [folgt]
- 9. Teil: Der richtige Broker für den Optionshandel [folgt]
- 10. Teil: Der Optionshandel in der Praxis [folgt]
- 11. Teil: Der Optionshandel und die Steuer [folgt]
Bücher über den Optionshandel
Ein wenig Theorie schadet nie. Für einen umfassenden Einblick in die Welt der Optionen ist es sinnvoll, das ein oder andere Buch zum Thema zu lesen. Wenn diese über die nachfolgenden Links bezogen werden, wird auch meine Arbeit unterstützt.